Wie wir wurden, was wir sind, was wir werden wollen

Im Jahr 2015 bat die AWO um Auflösung des Vertrages für die Jugendarbeit in der Gemeinde Damshagen. Die Dame, die seit vielen Jahren für die AWO zwei Tage in Damshagen und drei Tage in Hohenkirchen, einer Nachbargemeinde, tätig war, musste aus Krankheitsgründen häufig und lange pausieren und die AWO sah sich nicht in der Lage Ersatzpersonal zu stellen.

Zu besten Zeiten waren bis zu 50 Kinder und Jugendliche in den Ortsteilen Dorf Gutow und Rolofshagen, wo der Jugendclub damals stattfand, zugegen – am Schluss hatte sich diese Zahl allerdings auf ein gutes Dutzend Kinder reduziert.

KEIN PERSONAL

Alle Versuche der Gemeinde, des Amtes und des Landkreises einen anderen Träger für die Jugendarbeit in Damshagen zu bekommen, scheiterten – kein Personal. Ich war zu der Zeit als sachkundiger Einwohner Mitglied des Sozialausschusses und bekam so die Situation sehr detailliert mit.

Damit die Kinder- und Jugendarbeit in der Gemeinde nicht komplett verschwindet, bot ich mich an, einige Stunden Computerarbeit und vielleicht ein bisschen Theater anzubieten, denn auf diesen Gebieten war ich auch beruflich unterwegs. Der Aufwand, dies ehrenamtlich zu machen, war mir allerdings zu hoch und so zeigte sich der Sozialausschuss und dann die Gemeinde einverstanden, mich auf Minijob-Basis einzustellen. 1,5 Jahre später wurde daraus ein Teilzeitvertrag mit 12 Wochenstunden.

ES GEHT LOS

Im April 2016 ging es dann los. Ich fand große Unterstützung bei Heidrun Fischer, der Pädagogin der Kirchengemeinden. Viele Jahre machten wir den Jugendclub am Donnerstag meist gemeinsam und auch bei vielen Ferienangeboten kooperieren wir bis heute.

Viel haben wir ausprobiert, gefragt, beworben, um herauszubekommen, was fehlt, was gewünscht wird. Viel ging gar nicht, viel nur eine kurze zeitlang. Fast zwei Jahre lang hatten wir meist nicht mehr als eine handvoll Besucher, manchmal saßen wir sogar allein da – und es gab Momente, da waren wir kurz davor, aufzugeben.

TOLLE RÄUME, FEHLENDES AUSSENGELÄNDE

Aus dem Vollen schöpfen konnten wir von Anfang an bei den Räumlichkeiten. Die Alte Schmiede bot und bietet unendliche Möglichkeiten. Die dortige Algenwerkstatt war schon ein paar Jahre zu und so konnten wir diesen Raum für uns erobern. Auch viele der anderen Räume können wir, wenn nötig, nutzen. Das Außengelände war Brachland, ein Paradies für die Kinder, und ist jetzt Baugebiet. Noch wird nicht gebaut, mal schauen, wie wir uns arrangieren, wenn es mit dem Bauen losgeht. Ein Förderantrag für einen kleinen Spielplatz ist auf dem Weg.

Die Gemeinde hat desweiteren noch einen großen Sportplatz und eine Sporthalle, die allerdings ein bisschen weiter weg liegen. Trotzdem nutzen wir diese Möglichkeiten natürlich manchmal auch und seit 2015 bin ich mittwochs ausschliesslich in der Sporthalle – zuerst mit Sport für die Kinder im Kita-Alter (die Kinder der ersten Stunden tauchen jetzt im Jugendclub auf) und danach gibt es Tischtennis für ältere Kinder und Jugendliche – wo wir uns aber auch viel Zeit nehmen für anderen Quatsch.

DAS PROGRAMM BIS 2018

Das Angebot umfasste neben diesen beiden Sportangeboten als Kerntermin den Jugendclub am Donnerstag, einmal monatlich eine offene Werkstatt für alle am Samstag, in den "dunklen" Monaten Kinder- und Jugendkino im Pfarrhaus, zweimal im Jahr eine Disco und unterschiedliche Ferienangebote mit einem fünftägigen Sommerferiencamp in Kooperation mit den Kirchengemeinden. Dieses Camp fand 2016 in Damshagen, 2017 in Roggenstorf, 2018 in Kussow, 2019 in Grevesmühlen, 2020 in Kussow und 2021 wieder in Damshagen statt.

Der Jugendclub am Donnerstag ist ein offenes Angebot. Wir haben natürlich eine Spielkonsole, Laptops, Kicker, Billard, Beamer mit Leinwand und Unmengen an unterschiedlichem Bastelmaterial und -werkzeug. Es gibt meist auch etwas zu snacken, was häufig auch selbst zubereitet wird. Und wir hatten uns eine kleine Holzwerkstatt eingerichtet. Es kamen donnerstags mehr als 25 Kinder - Tendenz steigend -, was mich sehr, sehr freute.

UMZUG

2018 haben wir dann erfahren, dass das Amt Klützer Winkel für ein Jahr in die Alte Schmiede einziehen wird, weil ihr Gebäude in Klütz saniert werden muss. Das bedeutete auch für den Jugendclub umzuziehen, wir mussten unsere angestammten Räume verlassen. Nach langer Diskussion wurde beschlossen für den Jugendclub ein halbe Garage der ehemaligen Feuerwehr herzurichten. Auch wenn dort ein kleine Küche und eine Einzel-Toilette installiert wurde, war das doch eine sehr starke Einschränkung. Auch der kleine Spielplatz, der mittlerweile direkt an der Schmiede gebaut wurde ist kein Ersatz für das frühere Freigelände, das mittlerweile komplett bebaut ist. Für kleine Kinder ist der Spielplatz optimal - für größere Kinder einfach zu klein und langweilig.

LOCKDOWN

Ende 2019 sind wir dann umgezogen. Für höchstens ein Jahr hieß es zunächst. Und dann noch das: Kaum waren wir das erste Mal in den neuen Räumen, kam Anfang 2020 der erste Lockdown. Wir haben dann sehr viel online versucht, haben uns zeitweise auf dem Sportplatz oder anderswo draußen getroffen. Die Besucherzahlen gingen trotzdem ziemlich in den Keller, insbesondere die meisten mittlerweile etwas älter gewordenen Stammbesucher waren leider nicht zu halten. Manche fühlten sich auch ein bisschen verschaukelt.

Es gibt zwar Pläne, wie es mit den Räumlichkeiten für den Jugendclub weitergehen soll, aber nun sind es bereits zwei Jahre geworden ohne das diesbezüglich viel passiert ist, obwohl das Amt das Gebäude längst verlassen hat. Zumindest können wir seit Ende 2021 auch wieder die ehemalige Algenwerkstatt temporär mitnutzen. Ist besser als nur die Garage, aber alles andere als optimal. Aber dadurch hat sich die Besucherzahl wieder auf eine kleine zweistellige Zahl stabilisiert.

Seit Sommer 2021 hat der Jugendclub zweimal die Woche, mittwochs und freitags, geöffnet, der Sportnachmittag wurde auf den Donnerstag verschoben. Die meisten Zusatzprogramme wie Kino, Disco und offene Werkstatt können leider derzeit nicht stattfinden. Die Disco vermissen wir am meisten und hoffen sie so schnell wie möglich wieder zu starten. Und uns fallen bestimmt immer wieder neue Ideen ein.

AUSSICHTEN

Mein Wunsch ist es, dieses offene Angebot zu erweitern und mehr Verantwortung in die Hände unserer Besucher zu legen, damit aus dem Jugendclub auch tatsächlich ein echter Jugendclub wird. Das ist uns ehrlich gesagt, die letzten Jahre leider nicht so gut gelungen, aber wir lernen! D.h. wir wollen die Kinder, die jetzt da sind, nicht verlieren, wenn sie langsam Jugendliche werden und wollen trotzdem offen bleiben für alle, die da nachkommen.

Das geht nur, wenn immer mehr die Kinder und Jugendlichen mitplanen, mitentscheiden, managen und damit Verantwortung übernehmen, für "ihr" Ding. Durch die Lockdowns und diese unsichere Schwebephase bezüglich der Räumlichkeiten ist das nicht einfacher geworden und hat uns schon heftig zurück geworfen.

Wir werden die Ohren und Augen offen halten. Ich bin für jedes Gespräch zu haben und jederzeit bereit, die Richtung zu korrigieren – wenn wir auf einem demokratischen, gleichberechtigten, christlichen Weg bleiben. Und nie den Spaß vergessen!

Thorsten Menkenhagen (Stand: Dezember 2021)